Der moderne Fußball ist längst ein Spielball der finanzstärksten Akteure geworden. Auch in Deutschland haben 36 der 54 Vereine aus den ersten drei Spielklassen ihre Profiabteilung in eine Kapitalgesellschaft ausgegliedert. Das ermöglicht den Vereinen neue Geldquellen anzuzapfen und externe Investoren für finanzielles Kapital an Land zu ziehen. Wir blicken auf die Rechtsform der Klubs.
Die 50+1-Regel als letztes Bollwerk
Als Bollwerk gegen zu viel Einfluss von Investoren im deutschen Fußball gilt die 50+1-Regel. Die Regel stellt sicher, dass der Mutterverein stets die Mehrheit der Stimmrechte an der ausgegliederten Kapitalgesellschaft behält, wodurch die Kontrolle beim Verein verbleibt. Bestehende Ausnahmeregelungen für Bayer Leverkusen und den VfL Wolfsburg wurden vom Bundeskartellamt angemahnt und zwingen die DFL zu handeln. Sollte der Verband keine Schritte einleiten, die den Bestandsschutz der Investoren abbauen und die Einhaltung der 50+1-Regel sicherstellen, drohen rechtliche Konsequenzen.
Welche Rechtsform darf es sein?
Die 54 Profiabteilungen der Vereine aus den ersten drei deutschen Ligen haben insgesamt fünf verschiedene Rechtsformen. Die meisten Vereine haben sich für eine Ausgliederung ihrer Lizenzspielerabteilung in eine GmbH & Co. KGaA entschieden. Immerhin 18 Vereine haben sich bislang gegen eine Ausgliederung der Profiabteilung entschieden und stellen sich dem Wettbewerb als Eingetragener Verein. Im folgenden stellen wir die verschiedenen Rechtsformen dar.
Aktiengesellschaft (AG)
Drei Bundesligisten haben ihre Profifußballabteilung in eine Aktiengesellschaft ausgegliedert. Eine Aktiengesellschaft ist eine Kapitalgesellschaft, deren Grundkapital aus Aktien besteht. Das heißt, dass Aktionäre Anteile an der Gesellschaft erwerben können und dadurch zum Beispiel bei der Finanzierung von größeren Vorhaben wie dem Bau eines neuen Stadions finanziell unterstützen können. Für externe Investoren ist die Rechtsform der AG vor allem deshalb attraktiv, weil sie direkte Anteile erwerben und somit am Erfolg des Vereins partizipieren können.
Aktiengesellschaft | |
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![]() | FC Bayern München AG |
![]() | Eintracht Frankfurt Fußball AG |
![]() | VfB Stuttgart 1893 AG |
Der FC Bayern München hat seine Lizenzspielerabteilung im Jahr 2002 in eine Aktiengesellschaft ausgegliedert. Derzeit hält der Stammverein Fußball‑Club Bayern München e.V. 75% der Anteile. Die restlichen 25% sind zu jeweils einem Drittel auf die Unternehmen Adidas, Allianz und Audi aufgeteilt. Die Aktien der FC Bayern München AG werden nicht an der Börse gehandelt. Eintracht Frankfurt gliederte seine Profiabteilung bereits 2000 in eine Aktiengesellschaft aus, der VfB Stuttgart vollzog diesen Schritt 2017.
AG & Co. KGaA
Eine AG & Co. KGaA ist eine Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA), deren Komplementär eine Aktiengesellschaft (AG) ist. Dadurch können das operative Geschäft und das Vermögen in zwei Gesellschaften getrennt werden. Am besten lässt sich dies am Beispiel des Hamburger SV erklären. Im Mai 2014 stimmten die Mitglieder des Hamburger SV für die Ausgliederung der Lizenzspielerabteilung in die 1991 gegründete HSV Sport AG. Zehn Jahre später – im März 2014 – stimmte die Mitgliederversammlung des Hamburger SV e.V. für einen Rechtsformwechsel in eine AG & Co. KGaA. Aus der HSV Fußball AG wurde die Kommanditgesellschaft HSV Fußball AG & Co. KGaA, die als reine Vermögensverwaltungsgesellschaft fungiert. Der sportliche Bereich wird von der neu gegründeten HSV Fußball Management AG verantwortet.
AG & Co. KGaA | |
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![]() | HSV Fußball AG & Co. KGaA |
Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH)
Zwölf Vereine entschieden sich für die Ausgliederung ihrer Profifußballabteilung in eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung. Ab dem Moment der Ausgliederung ist die Kapitalgesellschaft für den Betrieb des Fußballunternehmens verantwortlich. In einer GmbH treffen die Gesellschafter die wichtigsten Entscheidungen und können dem Geschäftsführer Weisungen für das Tagesgeschäft erteilen. Deshalb kommt den Gesellschaftern ein erheblicher Einfluss zu.
GmbH | |
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![]() | Bayer 04 Leverkusen Fußball GmbH |
![]() | RasenBallsport Leipzig GmbH |
![]() | Borussia VfL 1900 Mönchengladbach GmbH |
![]() | Verein für Leibesübungen Wolfsburg-Fußball GmbH |
![]() | TSG 1899 Hoffenheim Fußball-Spielbetriebs GmbH |
![]() | 1. FC Magdeburg Spielbetriebs GmbH |
![]() | FC Viktoria Köln 1904 Spielbetriebs GmbH |
![]() | SV Wehen 1926 Wiesbaden GmbH |
![]() | FC Ingolstadt 04 Fußball GmbH |
![]() | TSV Alemannia Aachen GmbH |
![]() | SV Waldhof Mannheim 07 Spielbetriebs GmbH |
![]() | 1. FC Schweinfurt 1905 Fußball GmbH |
Um die 50+1-Regel zu erfüllen, muss der Verein, unabhängig von den Kapitalanteilen, die Stimmenmehrheit in der Gesellschafterversammlung innehaben. Bayer Leverkusen (100% Bayer) und der VfL Wolfsburg (100% Volkswagen) profitieren hierbei von einer Sondergenehmigung der 50+1-Regel. Auch die TSG Hoffenheim (zwischen 2015 und 2023 mit Sondergenehmigung von der 50+1-Regel befreit) und RB Leipzig (zu viel Kontrolle von RedBull durch Begrenzung der Möglichkeiten zur Mitgliedschaft) haben diese Rechtsform gewählt.
GmbH & Co. KGaA
Bei der GmbH & Co. KGaA handelt es sich um eine Kommanditgesellschaft auf Aktien, deren Komplementärin eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) ist. Die Komplementär-GmbH ist die persönlich haftende Gesellschafterin des Unternehmens und ist zur Geschäftsführung berechtigt. Der Vorteil dieser Rechtsform ist, dass die Anteile der KGaA komplett an Investoren abgegeben werden können. Solange die Anteile der Komplementär-GmbH, die die Geschäftsführung übernimmt, mehrheitlich vom Verein gehalten werden, wird die 50+1-Regel nicht verletzt.
GmbH & Co. KGaA | |
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![]() | Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA |
![]() | SV Werder Bremen GmbH & Co. KGaA |
![]() | Fußball-Club Augsburg 1907 GmbH & Co. KGaA |
![]() | 1. FC Köln GmbH & Co. KGaA |
![]() | VfL Bochum 1848 GmbH & Co. KGaA |
![]() | SC Paderborn 07 GmbH & Co. KGaA |
![]() | 1. FC Kaiserslautern GmbH & Co. KGaA |
![]() | Karlsruher Sport-Club Mühlburg-Phönix GmbH & Co. KGaA |
![]() | Hannover 96 GmbH & Co. KGaA |
![]() | Hertha BSC GmbH & Co. KGaA |
![]() | SpVgg Greuther Fürth GmbH & Co. KGaA |
![]() | Sportclub Preußen Münster 06 GmbH & Co. KGaA |
![]() | Eintracht Braunschweig GmbH & Co.KGaA |
![]() | DSC Arminia Bielefeld GmbH & Co. KGaA |
![]() | SSV Ulm 1846 Fußball GmbH & Co. KGaA |
![]() | SSV Jahn Regensburg GmbH & Co. KGaA |
![]() | F. C. Hansa Rostock GmbH & Co. KGaA |
![]() | TSV München von 1860 GmbH & Co. KGaA |
![]() | VfL Osnabrück GmbH & Co. KGaA |
![]() | MSV Duisburg GmbH & Co. KGaA |
Auch hier lohnt sich ein Blick in die Praxis. Der Borussia Dortmund e.V. hält beispielsweise nur rund 5% an der KGaA, hat als einziger Gesellschafter der Komplementär-GmbH jedoch die vollständige Kontrolle über das operative Geschäft. Darüber hinaus ist die Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA das einzige Fußballunternehmen in den höchsten drei Ligen, deren Aktien an der Börse gehandelt werden.
Eingetragener Verein (e.V.)
18 Vereine in den obersten drei deutschen Ligen haben ihre Lizenzspielerabteilung (noch) nicht ausgegliedert. Hier liegt die Macht vollständig bei den Vereinsmitgliedern. Sie wählen im Rahmen der Mitgliederversammlung direkt oder indirekt über einen Aufsichtsrat den Vorstand bzw. das Präsidium, das die Geschäfte führt. Anteilsverkäufe und Investoreneinstiege sind nicht möglich.
Eingetragener Verein | |
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![]() | Sport-Club Freiburg |
![]() | 1. Fußball- und Sportverein Mainz 05 |
![]() | Fußball-Club St. Pauli von 1910 |
![]() | 1. Fußballclub Union Berlin |
![]() | 1. Fußballclub Heidenheim 1846 |
![]() | Kieler Sportvereinigung Holstein von 1900 |
![]() | Sportvereinigung 07 Elversberg |
![]() | Düsseldorfer Turn- und Sportverein Fortuna 1895 |
![]() | 1. Fußball-Club Nürnberg, Verein für Leibesübungen |
![]() | Sportverein Darmstadt 1898 |
![]() | Fußballclub Gelsenkirchen-Schalke 04 |
![]() | Sportgemeinschaft Dynamo Dresden |
![]() | 1. Fußball-Club Saarbrücken |
![]() | Fußballclub Energie Cottbus |
![]() | Sportclub Verl von 1924 |
![]() | Rot-Weiss Essen |
![]() | Fußballclub Erzgebirge Aue |
![]() | Turn- und Sportverein Havelse 1912 |
Autor: Moritz Schneider
Quelle: Die falsche 9