Seit der legendären Pressekonferenz der Bayern-Bosse ist dem deutschen Rekordmeister die Leichtigkeit abhandengekommen. Zwar konnte die Mannschaft von Trainer Niko Kovac mit einem eindrucksvollen Schlussspurt den Dortmundern noch die Meisterschaft entringen und auch den DFB-Pokal gewinnen. Doch geht es viel mehr um das Auftreten neben dem Platz. Der Ton gegenüber der Presse, unglückliche öffentliche Aussagen über eigene Spieler oder großspurige Ankündigungen, die sich im Nachhinein eher als Ente herausstellen. Trotz allem sprechen wir hier von der erfolgreichsten deutschen Mannschaft des letzten Jahrzehnts. Und dass das auch so bleibt, ist die Aufgabe von Niko Kovac. Kann er die Vormachtstellung der Bayern weiter stärken?

Die letzte Saison

Die erste Saison unter einem neuen Trainer läuft selten reibungslos. Das mussten auch die Bayern in der vergangenen Saison spüren. Von Beginn an waren nicht alle von der B-Lösung Niko Kovac restlos überzeugt. Der Saisonstart glich jedoch erst einmal dem gewohnten Bild. Die Bayern marschierten voran. Anfang Oktober kam dann der Riss. Plötzlich war nichts mehr von der Souveränität des Rekordmeisters zu spüren. Borussia Dortmund vergrößerte den Vorsprung stetig und schien schon fast über die Ziellinie zu sein. mit aller Wucht starteten die Bayern aber nochmal den Vormarsch und holten den Rivalen aus Dortmund noch ein. Am Ende stand das Double in der ersten Saison für Niko Kovac.

Frisches Blut für die Defensive

In den kriselnden Wochen im Herbst der vergangenen Saison wirkte die Defensive nicht immer sattelfest. Ungewohnt viele individuelle Patzer und Stellungsfehler mischten sich in das Spiel der erfahrenen Verteidiger. Vor allem Mats Hummels und Jerome Boateng gerieten schnell ins Kreuzfeuer der Medien. Wahlweise waren sie bereits über dem Zenit, hatten eine zu lasche Einstellung oder Motivationsprobleme. Spätestens die Ausbootung aus dem DFB-Team verhalf vor allem Mats Hummels zur letzten Motivationsspritze. Der Mut, sich im Sommer neuer Konkurrenz in den Weg zu stellen, fehlte Hummels jedoch. Mit der Rückkehr zu Borussia Dortmund macht er in München den Weg für Lucas Hernandez und Benjamin Pavard frei. Rekordeinkauf Hernandez wird in fittem Zustand wohl das Innenverteidiger-Duo mit Niklas Süle bilden.

Die erste Garde der Offensive ist hochklassig besetzt. Serge Gnabry, Kingsley Coman und Robert Lewandowski sind mit das Beste, das die Bundesliga zu bieten hat. Auf den drei Positionen wird es dahinter jedoch ziemlich dünn. Thomas Müller spielt mittlerweile bevorzugt in zentralerer Position. Immerhin wurde mit Ivan Perisic in dieser Woche ein neuer Offensivmann vorgestellt. Der in der Bundesliga bestens bekannte Kroate wurde für ein Jahr von Inter Mailand ausgeliehen. Bis das Transferfenster Anfang September schließt, wird der ein oder andere Neuzugang im Idealfall noch vorgestellt werden. Inwiefern das dann Spieler sind, die ins familiäre Profil und zu den Werten des FC Bayern passen, ist fraglich. Es dürfte eher auf weitere Leihspieler hinauslaufen.

Was sagen die Wettanbieter?

Trotz kleiner Problemchen ist der FC Bayern München Topfavorit auf die Meisterschaft. Zumindest wenn es nach den Buchmachern geht. Holt der FC Bayern die achte Meisterschaft in Folge, wird der Einsatz mit dem Faktor 1,25 multipliziert. Für 10€ Einsatz gibt es demnach 12,50€ Auszahlung. Die Qualifikation für die Champions League sehen die Wettbüros als obligatorisch an. Anders stellt es sich im Abstiegsfall dar. Hier könnten aus 10€ stolze 10000€ werden. Wie realistisch das jedoch ist, sei einmal dahingestellt.

Eine deutsche Schaltzentrale?

Auch im zentralen Mittelfeld ist die Kaderbreite nicht mehr so breit wie noch vor einigen Jahren. Für drei Positionen stehen sechs Kandidaten bereit. Javi Martinez und Thiago werden den Platz auf der Sechserposition vor der Abwehr wohl unter sich ausmachen. Davor könnte es zu einem deutschen Duo kommen. Leon Goretzka und Thomas Müller wären momentan die A-Besetzung. Dahinter lauern aber auch Corentin Tolisso und Renato Sanches auf ihre Chance. Thomas Müller könnte bei Bedarf auch auf die rechte Seite ausweichen und seinen Platz in der Mitte freigeben.

Player To Watch

Seit Renato Sanches 2016 von Benfica Lissabon zu den Bayern gewechselt ist, hat sich viel getan in München. Nur bei Sanches wollte eine weitere Entwicklung nicht so recht eintreten. Spielzeit bekam der heute 21-jährige so gut wie nie. Zur Saison 2017/18 wurde er deshalb zu Swansea City verliehen. Auch dort lief es nicht ganz glücklich für den Portugiesen. Unter Niko Kovac scheint er sich langsam zu fangen und wieder aufzublühen. Bereits in der vergangenen Saison wusste er in einigen Momenten zu überzeugen. Die Vorbereitung in diesem Sommer lief richtig gut für ihn. Im DFB-Pokal durfte er von Beginn an ran und wusste durchaus zu überzeugen. Sanches Durchbruch bei den Bayern steht möglicherweise kurz bevor.

Ausblick

Aufgrund der letzten Jahre geht der FC Bayern auch in diese Saison als Topfavorit. Der Vorsprung zum Rest der Liga scheint allerdings immer mehr zu schmelzen. Besonders Borussia Dortmund könnte in dieser Saison erneut einen harten Kampf liefern. Ein paar neue Spieler für die dünn besetzte Offensive wären daher Gold wert und von Nöten. Die Erfahrung im Team spricht weiterhin für den FC Bayern. Alles andere als die Meisterschaft wäre eine Enttäuschung für den deutschen Rekordmeister.

Quelle: Die falsche 9

Autor: Moritz