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Saisonvorschau FSV Mainz 05: Gegen den Trott

Müsste man Mainz 05 in Business-Sprache kategorisieren, würde man die Rheinhessen wohl am ehesten als mittelständiges Unternehmen beschreiben, das trotz großer Weiterentwicklungen nicht so recht vom Fleck kommt. Seit mittlerweile elf Jahren gehört der FSV zum festen Bestandteil der Liga. Besonders in der Jugendarbeit wird nachhaltige Arbeit geleistet. Diverse Spieler- und Trainertalente wurden in der Jugendschmiede ausgebildet und danach in die weite Welt transferiert. Doch irgendwann giert auch der Fan nach mehr. Die letzten, sehr durchschnittlichen, Saisons führten zu einem enormen Zuschauerschwund. Auf Dauer droht der Verein in einen gefährlichen Trott zu geraten. Zwei Möglichkeiten verbleiben: Aufschwung oder Abstieg?

Die letzte Saison

Kaum eine Mannschaft repräsentiert Mittelmaß so gut wie Mainz 05. 34 Spieltage über bewegte sich der Verein zwischen Platz 6 und Platz 13. Es gelang den Mainzern also einmal mehr, sich aus dem Abstiegskampf fernzuhalten. Andererseits gelang es wieder nicht, sich nicht nur auf dem Platz, sondern auch in der Tabelle weiterzuentwickeln. Spielerisch ist das vielleicht nicht immer hochgradig spektakulär. Dafür ist das Mainzer Spiel taktisch hochinteressant. Mit der Raute, die eigentlich längst bei den Artefakten im Museum steht, sind die 05er für jeden Gegner eine hart zu knackende Nuss. Dazu kommt eine gnadenlose Effizienz, mit der sie zum Beispiel den SC Freiburg trotz weniger Ballbesitz und weniger Abschlüssen mit 5-0 nach Hause schickten.

Immer wieder Mateta

Vorne lief in der vergangenen Saison alles auf Jean-Philippe Mateta zu. Am Ende seiner Debütsaison standen 14 Tore in der Bundesliga. Umso mehr schmerzt seine Verletzung in der Vorbereitung auf die neue Saison. Der 22-jährige wird wohl erst Ende Oktober wieder einsatzbereit sein. Bis dahin muss Sandro Schwarz einen Ersatz finden. Auf die Verletzung des Torjägers reagierten die Verantwortlichen mit der Verpflichtung von Taiwo Awoniyi. Der Nigerianer wurde vom FC Arsenal ausgeliehen. Außerdem hat sich in der Vorbereitung Jonathan Burkardt empfohlen. Das Eigengewächs schnupperte bereits in der vergangenen Saison bei den Profis rein und scheint nun bereit für den Durchbruch.

In der Verteidigung war der ehemalige Kapitän und langjährige Leistungsträger Stefan Bell gegen Ende der letzten Saison nur noch zweite Wahl. In der Innenverteidigung scheint Sandro Schwarz dem Duo Niakhaté-Hack zu vertrauen. Dazu wurde mit Jeremiah St. Juste noch ein weiterer Innenverteidiger mit Startelf-Ambitionen verpflichtet. Auch für die äußeren Positionen der Viererkette hat Mainz eingekauft. Rechts kämpfen neben Neuzugang Ronael Pierre-Gabriel auch Daniel Brosinski und Philipp Mwene um den Stammplatz. Auf der linken Seite soll Bayern-Talent Jonathan Meier als Backup für Aarón Martín fungieren.

Was sagen die Wettanbieter?

Wenn es nach den Buchmachern geht, sollte der FSV Mainz 05 nicht in allzu große Abstiegssorgen geraten. Falls es nach der zwölften Bundesliga-Saison in Folge doch zurück in die Zweitklassigkeit geht, zahlen die Wettbüros 65€ nach vorherigem Einsatz von 10€ aus. 15€ mehr gibt es, wenn Mainz am Ende der Saison auf einem Top 6-Platz steht. Landet der FSV den ganz großen Wurf mit der Meisterschaft winkt eine stolze Auszahlungssumme von 10000€.

Offensive Transferstrategie

Mit dem Verkauf von Jean-Philippe Gbamin hat der FSV Mainz 05 stolze 25 Millionen Euro eingenommen. Nur für Abdou Diallo hat der Verein jemals mehr Geld bekommen. Trotzdem weist die aktuelle Transferbilanz ein kleines Minus auf. Die Mainzer haben sich ihre Neuzugänge einiges kosten lassen. Der FSV setzt also wie bereits im vergangenen Jahr die Transfererlöse direkt in neue Spieler ein. Mit den hohen Ausgaben steigen auch weiter die Erwartungen und Hoffnungen, dass die Stagnation im Mittelfeld abgewendet werden kann.

ZugängeAbgänge
Jeremiah St. Juste (Feyenoord)Jean-Philippe Gbamin (FC Everton)
Edimilson Fernandes (West Ham United)Anthony Ujah (Union Berlin)
Aarón Martín (Espanyol Barcelona)Gaetan Bussmann (unbekannt)
Ronael Pierre-Gabriel (AS Monaco)Emil Berggreen (Twente Enschede)
Jonathan Meier (FC Bayern München)Giulio Donati (unbekannt)
Cyrill Akono (Preußen Münster)Jannik Huth (SC Paderborn)
Dong-won Ji (FC Augsburg)Gerrit Holtmann (SC Paderborn, Leihe)
Omer Hanin (Hapoel Hadera)René Adler (Karriereende)
Taiwo Awoniyi (FC Liverpool, Leihe)Niko Bungert (Karriereende)
José Rodriguez (Fortuna Sittard, Leihende)Issah Abass (FC Utrecht, Leihe)
Marin Sverko (Karlsruher SC, Leihende)
Aaron Seydel (Holstein Kiel, Leihende)

Player To Watch

Mit seinen 23 Jahren hat Edimilson Fernandes schon einiges an Erfahrung gesammelt. Der schweizer Nationalspieler kehrt nach Stationen in England (West Ham United) und Italien (AC Florenz) in den deutschsprachigen Raum zurück. In Mainz soll ihm endlich der große Durchbruch gelingen. Im zentralen Mittelfeld kann er variabel alle Positionen besetzen. Der Cousin von Frankfurts Gelson Fernandes ist der designierte Nachfolger von Jean-Philippe Gbamin im Mainzer Mittelfeld.

Ausblick

Die Stimmung in Mainz scheint sich auf einem entscheidenden Level zu bewegen. Können die Verantwortlichen den Zuschauerschwund und die leise Unzufriedenheit im Umfeld nicht abwenden, wird es die Mannschaft schwer haben. Gelingt es jedoch, die Fans ins Stadion und mit ins Boot zu holen, ist vieles möglich. Die Mannschaft ist jung, hungrig und ist trotzdem mit einigen erfahrenen Spielern gespickt. Ein Platz im gesicherten Mittelfeld scheint auf jeden Fall möglich.

Quelle: Die falsche 9

Autor: Moritz

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