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Saisonvorschau Union Berlin: Nur nicht verbiegen lassen

Zehn Jahre lang spielte Union Berlin ununterbrochen in der 2. Liga. Und dort fühlte man sich ziemlich wohl. Nicht jeder Fan war anfangs damit einverstanden, als der Verein begann nach Höherem zu streben. Doch spätestens als mit Jens Keller auch allmählich der Erfolg in der Alten Försterei Einzug erhielt, waren die meisten Kritiker milde gestimmt. Auch auf dem Transfermarkt griff Union immer mutiger zu. Im letzten Sommer gelang den Verantwortlichen dann ein kleiner Coup. Mit Urs Fischer wurde ein renommierter Trainer aus der Schweiz verpflichtet. Mit dem FC Basel wurde Fischer in zwei Jahren zwei Mal Meister und ein Mal Pokalsieger. Für Titel wird es mit Union Berlin wohl nicht reichen. Ein anderes Ziel klingt da schon realistischer: Gelingt den Eisernen der Klassenerhalt?

Die letzte Saison

Mit dem HSV und dem 1. FC Köln stiegen zur letzten Saison zwei große Namen in die 2. Liga ab. Vor der Saison waren sie die haushohen Favoriten auf den Aufstieg. Dahinter versammelte sich eine Schar von Teams, die zumindest auf den Relegationsrang schielte. Mit dazu gehörte auch Union Berlin. Das Team von Urs Fischer glänzte im 4-3-3 System besonders mit einer sehr stabilen Defensive. Von Beginn an setzten sich die Eisernen in der oberen Tabellenregion fest. Weite Teile der Rückrunde stand das Team auf dem Relegationsrang. Am letzten Spieltag ergab sich sogar noch die Chance auf den direkten Aufstieg. In Bochum fehlte lediglich ein Tor zum Sieg und Platz 2. Doch auch so qualifizierte sich Union über den Umweg Stuttgart zum aller ersten Mal für die 1. Bundesliga.

Union auf Shoppingtour

Als Aufsteiger gibt es zwei Möglichkeiten, das Team für die neue Saison aufzustellen. Entweder man setzt auf seine Aufstiegshelden und beschränkt sich bei den Transfers auf dringend notwendige Verstärkungen. Oder man nutzt die neue Einnahmequelle direkt aus, um das Team kräftig aufzupeppen. Die Köpenicker entschieden sich im Sommer für zweitere Option und gingen kräftig auf Shoppingtour. Zwar gehören die meisten der Aufstiegshelden weiterhin zum Kader, doch auf vielen Positionen haben Neuzugänge die Nase vorn. Geht das gut und die Mannschaft hält die Klasse, ist daran wenig auszusetzen. Mit den Transfers ist schließlich auch die Qualität im Kader deutlich gestiegen.

Nur 33 Gegentore in 34 Saisonspielen kassierte die Berliner Defensive. Die Abwehrkette bestach vor allem durch Erfahrung. Kapitän Christopher Trimmel und Ken Reichel spielen seit Jahren im deutschen Profifußball und gehörten dabei stets zum Stammpersonal. Trimmel hier bei Union vorwiegend in der 2. Liga, Reichel als Kapitän bei Eintracht Braunschweig auch schon in der Bundesliga. Gemeinsam bildeten sie in der vergangenen Saison die Außenverteidigerzange. Im Zentrum stach vor allem Marvin Friedrich heraus. Trotz seiner erst 23 Lebensjahre spielt er abgebrüht wie ein alter Hase. Ausgebildet in der Knappenschmiede bei Schalke 04, kam Friedrich über den Umweg Augsburg nach Berlin. In der neuen Saison wird neben ihm voraussichtlich der ehemalige Dortmunder Neven Subotic oder die junge Freiburger Leihgabe Keven Schlotterbeck spielen.

Was sagen die Wettanbieter?

Union Berlin ist ein heißes Eisen für den direkten Wiederabstieg. Das sehen such die Wettbüros so. Im Abstiegsfall wird der Einsatz nicht einmal verdoppelt. Aus 10€ werden 19€. Falls Union uns alle narrt und als Aufsteiger direkt weiter unter die Top 6 marschiert, winkt ein Vielfaches. Die Qualifikation für das internationale Geschäft wird mit 250€ belohnt. Wiederholt Urs Fischer gar seine Meistertitel aus der Schweiz hier in Deutschland, werden aus 10€ Einzahlung stolze 20000€.

Erfahrung pur im Mittelfeld

Im Mittelfeld setzt Union Berlin auf die geballte Erfahrung. Felix Kroos, Manuel Schmiedebach und Christian Gentner kommen gemeinsam auf 618 Bundesliga-Spiele. Auch Grischa Prömel und Robert Andrich können trotz jüngeren Alters auf große Erfahrung im Profifußball verweisen. In vorderster Reihe sieht das etwas anders aus. Für die meisten der Offensivspieler ist es die erste Bundesliga-Saison. Eine Ausnahme davon ist Anthony Ujah. Der Nigerianer spielte bereits für Köln, Bremen und Mainz im deutschen Oberhaus. Besonders in der Offensive wirkte die Transferstrategie zum Teil etwas wild. Sechs neue Spieler wurden verpflichtet, obwohl lediglich ein Offensivspieler den Verein verließ.

ZugängeAbgänge
Marvin Friedrich (FC Augsburg)Eroll Zejnullahu (Carl Zeiss Jena)
Anthony Ujah (FSV Mainz 05)Fabian Schönheim (unbekannt)
Marcus Ingvartsen (KRC Genk)Marc Torrejon (unbekannt)
Robert Andrich (1. FC Heidenheim)Peter Kurzweg (FC Ingolstadt)
Suleiman Abdullahi (Eintracht Braunschweig)Marcel Hartel (Arminia Bielefeld)
Neven Subotic (AS St. Etienne)Lennart Moser (Energie Cottbus, Leihe)
Julius Kade (Hertha BSC)Lars Dietz (Viktoria Köln, Leihe)
Florian Flecker (TSV Hartberg)Berkan Taz (Energie Cottbus, Leihe)
Christian Gentner (VfB Stuttgart)Carlos Mané (Sporting Lissabon, Leihende)
Sheraldo Becker (ADO Den Haag)Robert Zulj (TSG Hoffenheim, Leihende)
Manuel Schmiedebach (Hannover 96)
Laurenz Dehl (eigene Jugend)
Maurice Opfermann Arcones (eigene Jugend)
Marius Bülter (1. FC Magdeburg, Leihe)
Moritz Nicolas (Borussia Mönchengladbach, Leihe)
Keven Schlotterbeck (SC Freiburg, Leihe)
Cihan Kahraman (Union Fürstenwalde, Leihende)

Player To Watch

Eigentlich kam der Transfer von Marius Bülter eher überraschend. Ein Bundesliga-Aufsteiger verpflichtet einen Spieler, der gerade mit seiner Mannschaft aus der 2. Bundesliga abgestiegen war. In 32 Spielen für den 1. FC Magdeburg erzielte Bülter vier Tore und bereitete weitere vier vor. Auch diese Zahlen sind auf den ersten Blick für keinen Bundesligaverteidiger furchteinflößend. In der Vorbereitung hat der 26-jährige scheinbar aber einen weiteren Schritt nach vorne gemacht. Nach überzeugenden Leistungen im Training und den Testspielen ist er momentan Favorit auf den Stammplatz links außen. Ob er die Qualität für die Bundesliga hat, wird sich zeigen.

Ausblick

Union Berlin täte gut daran, die erste Bundesliga-Saison der Vereinshistorie in aller erster Linie zu genießen. Denn es könnte auch schnell schon wieder vorbei sein. Die vielen Transfers erhöhen zwar die Qualität im Kader, könnten aber auch für Unzufriedenheit bei den nicht Berücksichtigten sorgen. Favorit auf den Klassenerhalt ist man als Aufsteiger ohnehin nicht. Trotzdem hat der Kader auch das Potential, eine weitere Saison in der Bundesliga zu buchen. Der Klassenerhalt wäre bei der Konkurrenz an etablierten Teams aber eine Überraschung.

Quelle: Die falsche 9

Autor: Moritz

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