Anfang des Jahrtausends prägte der Spitzname „Vizekusen“ den TSV Bayer 04 Leverkusen. Oft war der Verein nah dran an einem Titelgewinn und verspielte ihn dann in letzter Sekunde. Doch diese Zeiten sind längst vorbei. Heute wäre man in Leverkusen froh um eine Vizemeisterschaft. Die letzte datiert aus der Saison 2010/11, als man hinter Borussia Dortmund die Saison auf Platz 2 beendete. Das Potential besaß der Kader dabei fast jedes Jahr. Doch regelmäßig fehlt der Mannschaft die Konstanz über 34 Spieltage hinweg. Kann Peter Bosz den Verein wieder ganz oben heranführen?
Die letzte Saison
Mal wieder ging Bayer Leverkusen als kleiner Geheimfavorit in die vergangene Saison. Und mal wieder konnte Bayer Leverkusen dem Status nicht gerecht werden. Der Saisonstart ging nach hinten los und die Diskussionen um Trainer Heiko Herrlich gingen früh in der Saison los. Zur Winterpause zogen die Verantwortlichen dann den Schlussstrich. Zwar hatte Herrlich die Mannschaft wieder in die Spur gebracht, doch Peter Bosz stand als Nachfolger schon bereit. Mit neuem System und offensivem Fußball führte der Niederländer die Werkself noch auf Platz 4 und damit in die Champions League. Ein gelungener Ausklang einer durchwachsenen Saison.
Juwel Havertz
Traditionell regiert Offensivfußball in der BayArena. Dafür scheint Peter Bosz der perfekte Trainer zu sein. Seit seinem Engagement bei Borussia Dortmund scheint Bosz das offensive System noch einmal etwas angepasst zu haben. Vor allem aber fand er in Leverkusen genau die richtigen Spieler für sein System vor. Besonderes Highlight war die Spielfreude von Kai Havertz und Julian Brandt auf den offensiven Halbpositionen im Zusammenspiel mit Kevin Volland. Besonders der 20-jährige Havertz spielt im Stile eines erfahrenen Hasen. 17 Saisontore als Mittelfeldspieler machen ihn zum Toptorjäger der Leverkusener.
Zur neuen Saison muss sich die Offensive neu finden. Mit dem Abgang von Julian Brandt bricht ein wichtiger Baustein weg. Am ehesten passt Neuzugang Nadiem Amiri in die Rolle Brandts. Der 22-jährige konnte aufgrund seiner langen Verletzungshistorie sein volles Potential erst selten ausschöpfen. Der andere Neuzugang von der TSG Hoffenheim, Kerem Demirbay, ist eher für defensivere Aufgaben vorgesehen. Neben Charles Aranguiz soll er eine Mischung aus Abräumer und Spielgestalter verkörpern. Wie die Außenpositionen besetzt werden, hängt auch davon ab, wie mutig Peter Bosz wirklich spielen lässt. Genügend Auswahl ist zumindest vorhanden.
Was sagen die Wettanbieter?
In den letzten Jahren hat sich Bayer Leverkusen unter den Top 4 der Bundesliga festgesetzt. Ganz oben dabei erwarten auch die Buchmacher die Werkself in der neuen Saison. Für eine Platzierung unter den ersten Vier wird der Einsatz lediglich etwas mehr als verdoppelt. Aus 10€ Einzahlung werden 22€. Sollte Leverkusen sich endlich des Beinamens „Vizekusen“ entledigen können, winken 350€ Euro Auszahlung nach 10€ Einzahlung. Für den gleichen Einsatz springen im Falle des Super-GAUs Abstieg 400€ raus.
Knackpunkt Defensive
Die offensive Ausrichtung unter Peter Bosz führte immer wieder zu Unterzahlsituationen in der Defensive. Qualitativ ist die Dreierkette in der ersten Garde gut besetzt. Durch die große Verletzungsanfälligkeit der Verteidiger findet sich aber keine eingespielte Formation. Lediglich Jonathan Tah kam von den Innenverteidigern auf mehr als 30 Einsätze. Häufig musste Außenverteidiger Wendell in der hintersten Kette aushelfen. Trotzdem wurde im Sommer nur ein Außenverteidiger verpflichtet. Daley Sinkgraven war der Wunschtransfer von Peter Bosz. Bei Ajax Amsterdam konnten beide gemeinsam das Europa-League-Finale erreichen. Ein weiterer gestandener Innenverteidiger könnte dem Kader vorsorglich für Verletzungen guttun.
Zugänge | Abgänge |
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Kerem Demirbay (TSG Hoffenheim) | Julian Brandt (Borussia Dortmund) |
Moussa Diaby (Paris St. Germain) | Dominik Kohr (Eintracht Frankfurt) |
Nadiem Amiri (TSG Hoffenheim) | Tomasz Kucz (unbekannt) |
Daley Sinkgraven (Ajax Amsterdam) | Thorsten Kirschbaum (VVV Venlo) |
Adrian Stanilewicz (eigene Jugend) | Sam Schreck (FC Groningen) |
Niklas Lomb (SV Sandhausen, Leihende) | Jan Boller (LASK Linz) |
Isaac Kiese Thelin (RSC Anderlecht, Leihende) |
Player To Watch
Vor der letzten Saison für 18,5 Millionen Euro nach Leverkusen gewechselt, konnte sich Paulinho in seinem ersten Jahr in Deutschland nicht durchsetzen. Mit Kevin Volland und Lucas Alario war die Konkurrenz schlicht zu groß. In diesem Sommer hat Peter Bosz den 19-jährigen Brasilianer umgeschult. In der Vorbereitung kam er regelmäßig auf der verlassenen Brandt-Position zum Einsatz. Und siehe da: Paulinho gilt als einer der Gewinner der Vorbereitung und ist eine echte Alternative zu Nadiem Amiri. Der Durchbruch des Brasilianers steht kurz bevor.
Ausblick
Im Kader von Bayer Leverkusen steckt gewohnt hohes Potential. Das junge Team ist gespickt von Rohdiamanten, die vor allem mit ihrer Unbekümmertheit glänzen. Dafür fehlte dem Team zuletzt die Konstanz und die Abgebrühtheit. Wie vor fast jeder Saison nimmt die Werkself deshalb nur die Rolle des Geheimfavoriten ein. Um den FC Bayern und Borussia Dortmund zu ärgern, müsste aber eine fast perfekte Saison gelingen. Die Champions-League-Qualifikation sollte mit diesem Team das Mindestziel sein.
Quelle: Die falsche 9
Autor: Moritz