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Saisonvorschau SC Paderborn: Mit Mann und Maus gegen den Abstieg

Dass der SC Paderborn am 17. August das 35. Bundesliga-Spiel der Vereinsgeschichte absolviert, gleicht einem Fußballmärchen. Vier Jahre nach dem letzten Abstieg aus der Bundesliga kehren die Ostwestfalen zurück. Der Weg dorthin glich einem Spießrutenlauf und erzählt eine schier unglaubliche Geschichte. Der Neuanfang nach dem Abstieg 2015 ging maximal schief. Zwei Jahre später hätte man nach zwei Abstiegen in Folge sportlich eigentlich den Profifußball verlassen und fortan nur noch viertklassig in der Regionalliga gespielt. Durch die Lizenzverweigerung für 1860 München blieb der SCP jedoch am grünen Tisch in Liga 3. Zwei weitere Aufstiege in Serie später grüßt Paderborn wieder aus der Bundesliga. Dieses Mal länger als nur ein Jahr?

Die letzte Saison

Bereits in der 3. Liga bestach der SC Paderborn mit gnadenlosem Offensivfußball. Auch eine Klasse höher rückte Trainer Steffen Baumgart in der vergangenen Saison nicht von seiner taktischen Ausrichtung ab. Als Aufsteiger schoss die Mannschaft erneut über 70 Tore und feierte dabei das ein oder andere Schützenfest. Dass dabei die Defensive gerne einmal etwas vernachlässigt wird, ist ein gerne in Kauf genommenes Risiko, das sich am Ende der letzten Saison auszahlte. Sensationell gelang der direkte Durchmarsch in die Bundesliga. Das 4:1 am vorletzten Spieltag gegen den HSV war die Eintrittskarte zur Bundesliga. Trotz einer Niederlage am letzten Spieltag konnte der 2. Tabellenplatz abgesichert werden.

Lieber 2. Liga als Bundesliga

Zwei wesentliche Bausteine der Offensive haben den Verein im Sommer verlassen. Philipp Klement entschied sich gegen die Bundesliga und schloss sich dem VfB Stuttgart an. Mit 16 Toren war er der Paderborner Toptorschütze. Einziger Trost für den SCP sind die 2,5 Millionen Euro, die der Abgang in die Kassen spült. Mit Bernard Tekpetey verlässt ein weiterer Offensivmann den Verein. Schalke 04 hat den Ghanaer zurückgekauft und anschließend an Fortuna Düsseldorf verliehen. Diese beiden Abgänge schmerzen zwar sehr, sind jedoch die einzigen nennenswerten Stammspieler, die den Verein im Sommer verlassen haben.

Während die Offensive zu den besten der vergangenen Zweitligasaison gehörte, offenbarte die Defensive immer wieder ihre Schwächen. Mit Uwe Hünemeier und Kapitän Christian Strohdiek steht die geballte Erfahrung in der Abwehrzentrale. Beide erlebten bereits das Paderborner Bundesliga-Abenteuer 2014/15 mit. In der Startelf wird aber wohl nur Platz für einen der beiden sein. Gesetzt scheint nämlich ein anderer zu sein: Sebastian Schonlau wechselte nach dem Abstieg 2015 zum SCP. Seitdem hat er sich sukzessive gesteigert und ist mittlerweile unverzichtbar. Die Außenverteidiger-Positionen hingegen könnten mit Neuzugängen besetzt werden. Gerrit Holtmann wurde von Mainz 05 ausgeliehen und besticht vor allem mit Tempo. Für hinten rechts wurde Laurent Jans vom FC Metz ebenfalls ausgeliehen.

Was sagen die Wettanbieter?

Der SC Paderborn ist der Favorit auf den Abstieg aus der Bundesliga. Das belegen auch die Quoten der Buchmacher. Gerade einmal 15,50€ werden nach einer Einzahlung von 10€ ausgezahlt, wenn Paderborn direkt wieder absteigt. Und auch im Kampf um die Top 6 werden dem SCP die geringsten Chancen ausgemalt. Sollte es dennoch gelingen, winken 300€ Auszahlung. Den richtig großen Gewinn gäbe es hingegen, wenn der SC Paderborn die Meisterschaft gewinnt. Aus 10€ Einzahlung würden im Handumdrehen 25000€ entstehen.

Der Kern der Mannschaft bleibt

Auf dem Transfermarkt haben die Verantwortlichen reichlich neues Spielermaterial für ihr Team gefunden. Für nahezu alle Positionen kamen Neuzugänge nach Paderborn. Den Kern der Mannschaft sollen trotzdem die arrivierten Spieler bilden, die mit ihrer Leistung in der vergangenen Saison überhaupt erst zum Aufstieg beigetragen haben. Ein feines aber durchaus entscheidendes Detail sind die Ablösesummen für die Verstärkungen. Keinen Cent gaben die Verantwortlichen bisher in diesem Sommer aus. Dadurch entsteht ein für Paderborner verhältnisse großes Transferplus von 5 Millionen Euro.

ZugängeAbgänge
Cauly (MSV Duisburg)Philipp Klement (VfB Stuttgart)
Luca Kilian (Borussia Dortmund)Bernard Tekpetey (FC Schalke 04)
Streli Mamba (Energie Cottbus)Lukas Boeder (MSV Duisburg)
Johannes Dörfler (KFC Uerdingen)Sergio Gucciardo (Alemannia Aachen)
Jan-Luca Rumpf (Sportfreunde Siegen)Mohammed Kamara (LA Galaxy)
Marcel Hilßner (Hansa Rostock)Felix Herzenbruch (RW Essen)
Justin Reineke (eigene Jugend)Julius Düker (SV Meppen)
Laurent Jans (FC Metz, Leihe)Leon Fesser (unbekannt)
Rifet Kapic (Grasshoppers, Leihe)Sascha Heil (FC Gießen)
Gerrit Holtmann (FSV Mainz 05, Leihe)Oliver Schindler (SV Lippstadt)
Jannik Huth (FSV Mainz 05, Leihe)Philipp Tietz (SV Wehen Wiesbaden)
Luca Pfeiffer (Würzburger Kickers)
Felix Drinkuth (Hallescher FC)

Player To Watch

Den interessantesten Flügelspieler der vergangenen Zweitligasaison fanden Steffen Baumgart und Markus Krösche in einem Landespokal-Spiel zu Drittligazeiten. Christopher Antwi-Adjei spielte damals für die TSG Sprockhövel und überzeugte die Paderborner Verantwortlichen direkt. In den letzten zwei Jahren hat er sich zu einem gefährlichen Flügelflitzer entwickelt, der auch für einige Defensivreihen der Bundesliga zu einer großen Herausforderung werden kann. Spielt er eine ähnliche Saison wie die vergangene dürfte er in jedem Fall über diese Saison hinaus in der 1. Bundesliga bleiben.

Ausblick

Für den SC Paderborn kann es nur ein Ziel geben: den Klassenerhalt. Und das dürfte bereits schwierig genug sein. Die Verantwortlichen vertrauen weitgehend dem Personal des Vorjahrs. Dort haben sie zwar stark aufgespielt, aber das Niveau zwischen Bundesliga und 2. Liga unterscheidet sich enorm. Die letzten Jahre ging es für den SCP nur steil nach oben. Eine echte Krise haben weder Mannschaft noch Trainer bisher erlebt. Der Umgang mit den ersten schwächeren Resultaten dürfte der Schlüssel der Paderborner Saison sein. Doch selbst dann könnte die Qualität im Kader schlicht nicht reichen. Der Klassenerhalt wäre eine Überraschung.

Quelle: Die falsche 9
Autor: Moritz

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