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Wiener Derby

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In erster Linie verbindet man unsere österreichischen Nachbarn mit Wintersport. Die Bundesliga der Alpenrepublik hatte lange keinen guten Ruf. Doch seit RB Salzburg auch international auf sich aufmerksam macht und die deutschen Vereine neue Trainer aus Österreich abwerben, hat sich die Stellung der Liga verbessert. Doch ausgerechnet jetzt stecken die größten Traditionsvereine in ihrer größten sportlichen Krise. Einzig realistische Nummer Eins können Rapid und Austria momentan in Wien werden. Und genau das ist in jedem Wiener Derby zu spüren.

Meister in zwei Ländern

Der Sportklub Rapid wurde im Jahr 1897 gegründet. Seit der Einführung der Österreichischen Meisterschaft 1911, in dessen Premierensaison Rapid gleich den Titel gewann, spielt der Verein erstklassig. Auch auf der deutschen Meisterschale und der DFB-Pokal-Trophäe ist Rapid Wien verewigt. In der Zeit des Nationalsozialismus waren die österreichischen Verein in den deutschen Ligabetrieb eingegliedert. Die größte titellose Phase in der Liga hatten die Hütteldorfer ab 1968. 13 Jahre lang mussten die Anhänger auf die nächste Meisterschaft warten. Ähnlich lange – seit 2008 – liegt auch aktuell der letzte Meistertitel des Rekordmeisters zurück. Eine Besonderheit in der Fankultur ist die Rapidviertelstunde. Damit sind die letzten 15 Minuten einer Partie gemeint, in denen das Team so einige Spiele noch drehen konnte. Traditionell wird die letzte viertel Stunde von den Fans rhythmisch eingeklatscht.

Die Veilchen

Wie die Stadtrivalen von Rapid ist auch Austria Wien seit 1911 ununterbrochenes Mitglied der 1. Liga. Erst ein Jahr davor wurden die Veilchen als Wiener Amateur-Sportverein gegründet. Anfang der 20er Jahre feierte Austria die ersten Erfolge. Zwischen 1923 und 1926 wurden die Lila-Weißen zwei Mal Meister und drei Mal Pokalsieger. Anders als der Stadtrivale bedeutete die Zeit des Nationalsozialismus fast das Ende für die Austria. Der Präsident und weitere Mitglieder des Vorstandes waren jüdischen Glaubens. Der Verein wurde gesperrt und das Klubvermögen eingezogen. Der Gewinn der Meisterschaft 1949 war auch deshalb ein historischer Titel. In den Folgejahren entstand in Österreich der Zweikampf Rapid gegen Austria. Anfang der 90er endete jedoch die Dominanz der Veilchen. Seitdem konnten nur noch drei Meisterschaften errungen werden.

Wien-Hütteldorf vs. Wien-Favoriten

Während die sportlichen Erfolge beider Mannschaften vor allem in der Vergangenheit liegen, ist die Rivalität ungebrochen. Begründet ist die Rivalität in den Anfängen der Vereine. Rapid vertritt seit jeher die Arbeiter. Bei Austria handelt es sich um den bürgerlichen Verein, der zu Beginn sogar einen Intelligenzparagrafen in der Satzung hatte. Zu allem Überfluss kamen beiden Vereine aus einem ähnlichen Teil Wiens. Nach den erwähnten Unterschieden während des Nationalsozialismus ging es nach dem Krieg allmählich um die Vorherrschaft im österreichischen Fußball. Zwischen 1946 und 1964 gingen bis auf vier Titel alle an Rapid oder Austria. Im Wiener Derby entschied sich also neben der lokalen Vorherrschaft auch oft die österreichische Meisterschaft.

Trotz der Abnahme der sportlichen Brisanz kann das Derby auf ein gesteigertes Publikumsinteresse verweisen. Dabei ist aber auch eine Steigerung der Aggressivität in der Auseinandersetzung beider Fangruppen zu beobachten. Immer häufiger kommt es zu Spielunterbrechungen. Brennende Trikots, Schmähungen auf Bannern und Festnahmen gehören oft zum Wiener Derby dazu. Das am häufigsten ohne Unterbrechung in Europa gespielte Derby hat über die Jahre nichts an seiner Faszination und Strahlkraft verloren.

 

 

Quelle: Die falsche 9
Autor: Moritz

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