Der südamerikanische Fußball ist nur selten präsent auf dem europäischen Medienmarkt. Die größten Stars, Trainer und Funktionäre zieht es irgendwann nach Europa. Doch in Südamerika, dort wo das Herz des schönen Fußballs schlägt, gibt es ein ganz besonderes Duell zweier Stadtrivalen, das bis nach Europa elektrisiert. Wenn die Boca Juniors und River Plate aus Buenos Aires aufeinandertreffen, geht es auch um das Duell zweier sozialer Schichten.
Xeneizes – die „Bewohner Genuas“
1905 gründeten italienische Einwanderer aus Genua im Armenviertel von Buenos Aires, La Boca, den Club Atlético Boca Juniors. Eine Geschichte behauptet, dass die Farben blau und gelb sich von einem schwedischen Schiff ableiten, das zu dieser Zeit im Hafen von La Boca lag. 1919 gewann der Verein seine erste Amateurmeisterschaft. Erst ab 1931 waren die Boca Juniors eine Profimannschaft. Seitdem gewannen sie 33 argentinische Meisterschaften und sechs Mal die Copa Libertadores, das Pendant zur europäischen Champions League. Bocas Fußball zeichnet sich durch bedingungslosen Einsatz, volle Kampfkraft und gerne auch durch harte Spielweise aus.
Los Millionarios – die Millionäre
Auch River Plate wurde 1901 zunächst im Stadtteil La Boca gegründet. Allerdings zog der Verein 1938 in den vornehmen Stadtteil Nuñez um. 1920 feierte der Verein seinen ersten Meistertitel als Amateurteam. In den 30er Jahren investierten die Millionarios viel in ihr Team und zahlten die Transfers vorwiegend mit Gold. 1932 gelang dann auch der erste Titel als Profiteam. Mit 36 nationalen Meistertiteln ist River Plate der Rekordmeister Argentiniens. Nach über 80 Jahren stieg der Verein 2011 in die 2. Liga ab. Der direkte Wiederaufstieg mündete 2014 im Meistertitel und im Gewinn der Copa Sudamericana.
Entscheidungsspiel um die Vereinsfarben
Obwohl Boca und River Plate die erste Zeit im selben Stadtviertel spielten, entwickelte sich die Rivalität erst in den 30er Jahren so richtig. Mit dem Umzug von River Plate in den Stadtteil Nuñez galten die Anhänger als „die Reichen“. 1907 gab es bereits ein schicksalhaftes Derby. in 90 Minuten sollte sich entscheiden, wer weiterhin die Farben rot und weiß tragen darf und wer sich neue Farben suchen muss. Boca verlor und spielt seitdem in blau und gelb.
Die Tragödie von 1968
Bis heute spielt Boca im Hafenviertel und ist vor allem der Arbeiterklasse zuzuweisen. Die Anhänger River Plates stammen vorrangig aus der Mittel- und Oberschicht. Heute haben beide Vereine Fans im ganzen Land und spalten die Bevölkerung in zwei Klassen. Auf das Derby wird deshalb auch gerne das Duell Arm gegen Reich projiziert. Die besondere Brisanz gipfelt regelmäßig in gewalttätigen Auseinandersetzungen beider Fangruppen. Im Fokus stehen dabei vor allem die Fan-Bewegungen La Doce (Boca) und Los Borrachos del Tablón (River). Die größte Tragödie im Superclásico ereignete sich 1968. Durch versperrte Ausgänge entstand eine Massenpanik, an deren Ende 74 Tote und über 150 Verletzte standen. Ausgelöst wurde die Massenpanik durch Boca-Fans, die brennende Zeitungen in die Menge warfen.
Superclásico in Madrid
Vor dem Finalrückspiel der Copa Libertadores kam es 2018 zu großen Ausschreitungen. Der Mannschaftbus der Boca Juniors wurde mit Steinen beworfen. Mehrere Spieler wurden dabei verletzt. Das Spiel wurde daraufhin nach Madrid verlegt, River Plate krönte sich zum Sieger. Der Superclásico spaltet nicht nur ganz Argentinien in zwei Lager. Er versetzt die ganze Fußballwelt in Ekstase und sorgt angesichts der gewalttätigen Auseinandersetzungen regelmäßig für Kopfschütteln.
Quelle: Die falsche 9
Autor: Moritz