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Interkontinentales Derby

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Ein Derby zweier Vereine aus einer Stadt, aber trotzdem zwischen zwei Vereinen aus zwei Kontinenten. Das hat nur das Interkontinentale Derby in Istanbul zu bieten. Seit 110 Jahren duellieren sich Fenerbahçe und Galatasaray um die Vorherrschaft in der größten türkischen Stadt. Mit zusammen 40 Meistertiteln sind die beiden Rivalen die erfolgreichsten Fußballvereine der Türkei. Durch die sportliche Brisanz ist auch die Gewaltbereitschaft zwischen beiden Fanlagern gestiegen, sodass die Derbys unter hoher Polizeibereitschaft stattfinden.

Die Asiaten aus Kadıköy

Im asiatischen Teil Istanbuls gründete sich 1907 in geheimer Mission ein Fußballverein. Damals war das Fußballspiel und die Gründung von Fußballvereinen durch Sultan Abdülhamid II. untersagt. Als dank einer Gesetzesänderung die Vereinsregistrierung möglich wurde, war Fenerbahçe als erster Verein zur Stelle. In der Saison 1912/13 gewannen die Gelb-(Dunkel-)Blauen zum ersten Mal den Titel in der Istanbuler Liga. Als 1959 die Debütsaison der offiziellen und nationalen türkischen Liga stattfand, krönte Fener sich zum ersten König.  Bis heute folgten diesem Titel weitere 18 Meisterschaften. 2011 geriet der Verein in den Verdacht der Spielmanipulation. Bis heute gibt es allerdings keine Verurteilung dazu.

Die Europäer aus Beyoğlu

1905 gründeten Schüler eines Gymnasiums den Galatasaray Spor Kulübü. Der Name leitet sich von einem Viertel im europäischen Stadtteil Beyoğlu ab und bedeutet übersetzt Palast von Galata. 1909 gewann der Verein den ersten Titel in der Istanbuler Liga. Im ersten Jahr der neu gegründeten professionellen türkischen Liga 1959 unterlagen die Löwen dem Rivalen Fenerbahçe. 1962 war es dann endlich soweit. Galatasaray errang den ersten nationalen Meistertitel der Vereinsgeschichte. Mit insgesamt 22 Meisterschaften und 18 Pokalsiegen ist Gala der erfolgreichste Fußballverein der Türkei. In der Saison 1999/2000 kämpften sich die Gelb-Roten bis ins Finale des UEFA-Pokals. Dort besiegte die Mannschaft den FC Arsenal im Elfmeterschießen und feierte den bis heute einzigen internationalen Titel eines türkischen Fußballvereins.

Die Beinahe-Fusion

Anders als bei vielen anderen Derbys gibt es nicht den einen entscheidenden Grund für die Rivalität zwischen Fenerbahçe und Galatasaray. In den ersten Jahren bestritten beide Vereine Spiele gegen ausländische Mannschaften sogar mit einem gemeinsamen Team. Im Raum stand des Öfteren eine Fusion beider Teams, die nach einer Schlägerei der Teams bei einem Duell 1934 jedoch verworfen wurde. Danach stieg mit der sportlichen Brisanz auch die Aggressivität zwischen beiden Fanlagern. Damals ließen sich die Fans noch in zwei Gruppen teilen. Galatasaray sprach vor allem das Bildungsbürgertum und die Mittelschicht der Stadt an. Fenerbahçe galt als der Arbeiterklub. Heute ist eine solche soziale Unterteilung nicht mehr möglich.

Die Derby-Luft brennt

Mittlerweile achtet die Polizei auf eine strikte Fantrennung vor und während den Derbys. Eine Zeit lang war es Gästefans sogar verboten, Derbys im Stadion des Rivalen zu verfolgen. Doch die hohen Sicherheitsvorkehrungen reichen oftmals nicht aus. Immer wieder kommt es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen, auch mit der Polizei oder Journalisten. Im Mai 2013 wurde ein Fenerbahçe-Fan im Anschluss an das Derby in der Istanbuler Innenstadt erstochen. Laut Medienberichten war der Täter ein Fan Galatasarays. Während der Spiele werden gegnerische Fans, Spieler und Verantwortliche regelmäßig mit Flaschen, Sitzschalen oder gar bengalischen Feuern beworfen. Die Ausschreitungen rund um das Derby versetzen Istanbul regelmäßig in Chaos und überschatten die sportliche Leistung beider Teams auf dem Platz.

Quelle: Die falsche 9
Autor: Moritz

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