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Prager Derby

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Vor dem 2. Weltkrieg gab es im tschechoslowakischen Fußball zwei nahezu unbezwingbare Teams: Sparta Prag und Slavia Prag. Bis heute gehören beide Vereine zu den erfolgreichsten in Tschechien. Mindestens zwei Mal pro Saison treffen die Hauptstädter aufeinander und liefern sich das Duell um die Nummer Eins im Prager Fußball. Bengalos, rassistische und antisemitische Rufe gehören dabei traditionell dazu. Auf Gewalt zwischen den Fanlagern wird jedoch weitgehend verzichtet.

Železná Sparta – Eiserne Sparta

Als erster Fußballverein in Böhmen wurde 1891 der AC Prag gegründet. Kurz darauf spalteten sich unzufrieden Spieler ab und gründeten gemeinsam den AC Královské Vinohrady, heute bekannt als Sparta Prag. Erste Titel gelangen dem Verein im Charity Cup, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts regelmäßig ausgetragen wurde. Zwischen 1919 und 1925 verlor Sparta nur eines von 58 Spielen und stieg damit im tschechoslowakischen und europäischen Fußball zu einem Spitzenteam auf. Anfang der 70er steckte der Verein in seiner größten sportlichen Krise. Diese gipfelte im Abstieg 1975. Nur ein Jahr später konnte der Betriebsunfall repariert werden. Bis heute gewann Sparta Prag 32 Mal die tschechoslowakische bzw. tschechische Meisterschaft.

Der rote Stern auf der Brust

Knapp halb so viele Meisterschaften gewann der große Rivale Slavia Prag. Als amtierender tschechischer Meister ist die Mannschaft dem Rivalen derzeit jedoch sportlich überlegen. Im November 1892 gründete eine Gruppe von Studenten den Verein, der wegen nationaler Tendenzen verboten und schließlich neu gegründet wurde. Mit den ersten böhmischen Meisterschaften stellte sich der Erfolg schnell ein. Im Mai 1945 wurde das Stadion und das Vereinsheim von Nationalsozialisten abgebrannt. Daraufhin folgte der Umzug in den Stadtteil Vršovice, in dem Slavia bis heute beheimatet ist. Ab 1950 versank der Verein im Mittelmaß und spielte einige Jahre zweitklassig. Erst seit den 90er Jahren gehört Slavia mit Unterbrechungen wieder zur Spitze des tschechischen Fußballs.

Das Prager S Derby

Wie in fast jedem Derby treffen auch in Prag zwei soziale Schichten aufeinander. Sparta fliegen als Arbeiterverein viele Sympathien zu, wohingegen Slavia als bürgerlicher Klub der Intellektuellen gilt. Schon früh im 20. Jahrhundert duellierten sich beide Vereine um die Vorherrschaft Prags und des tschech(oslowak)ischen Fußballs. Zu einer kuriosen Szene kam es im September dieses Jahres. Sparta-Fans kündigten an Plüschtiere, vor allem Ratten, auf Ex-Spieler, die die Seite gewechselt haben, zu werfen. Die Verantwortlichen von Slavia reagierten darauf verwandelten das Plüschtierwerfen in eine spektakuläre Hilfsaktion. Für jedes geworfene Kuscheltier spendete der Verein 100 Kronen an krebskranke Kinder. Eine schöne und menschliche Geste, die den wahren Wert des Fußballs unterstreicht.

 

Quelle: Die falsche 9
Autor: Moritz

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