In einem weit entfernten Land, spielen zwei Vereine alle anderen an die Wand! 57 Meistertitel und 33 Pokalsiege nennen ZSKA und Lewski Sofia ihr Eigen. Die Hauptstadt-Klubs gehören gleichzeitig auch zu den populärsten Vereinen Bulgariens und boten kleineren Vereinen nur wenig Platz zur Entfaltung. Die Erklärung ist recht simpel. Der eine Verein war dem kommunistischen System sehr nahe, der andere wurde von den Rebellen unterstützt. Für viele war es also eine grundsätzliche Frage: Kommunismus oder Liberalismus? ZSKA oder Lewski?
Die Kommunisten
Ein vergleichsweise junger Klub entstand 1948, als Spieler zweier anderer Vereine den neuen FD Septemwrisko Sofia gründeten. Einer der Vorläufervereine wurde vom Verteidigungsministerium gefördert. Gleich im ersten Jahr gewann der neue Verein die bulgarische Meisterschaft. Das Team bestand vornehmlich aus Soldaten, die direkt der eigenen Armeeschule entstammten. Als erster bulgarischer Verein nahm man am Europapokal der Landesmeister teil. Nach einem Skandal im bulgarischen Pokalfinale 1985 löste sich der Verein auf und gründete sich neu. Sportlich lief es für den armeenahen Klub blendend. Bis 2008 gewann ZSKA 31 bulgarische Meisterschaften und ist damit Rekordmeister des Landes. Nach finanziellen Schwierigkeiten erhielt der Verein 2015 keine Lizenz für die 1. Liga. Mittlerweile spielt der Rekordmeister aber wieder erstklassig.
Die Rebellen
Anders als ZSKA wurde Lewski bereits 1914 von Studenten gegründet. Der Name geht auf den bulgarischen Freiheitskämpfer Wassil Lewski zurück. 1933 gewann der Verein seine erste bulgarische Meisterschaft. Nach dem Ende des 2. Weltkriegs erlebte Lewski seine erfolgreichste Epoche. Zwischen 1946 und 1950 gelangen vier Meisterschaften in Kombination mit dem Pokaltitel. In der Folge stieg ZSKA zur Nummer Eins der Stadt und des Landes auf. Nach dem Skandal im Pokalfinale 1985 löste sich auch Lewski kurzfristig auf. Seit der Jahrtausendwende gewann der Verein sechs Meistertitel. Die letzte Meisterschaft liegt allerdings zehn Jahre zurück.
Die Schande von 1985
In der Vergangenheit kam es bei diesem Stadtderby häufig zu gewalttätigen Ausschreitungen. Immer wieder kommt es im Vorfeld zu Razzien in beiden Fanlagern. Berüchtigt ist auch die rechtsextreme, rassistische Hooligan-Gruppe „CSKA SS Front“. Da im 20. Jahrhundert praktisch nur ZSKA und Lewski die Meisterschaft unter sich ausmachten, war die sportliche Rivalität von enormer Bedeutung. Das bereits erwähnte Pokalfinale 1985 hängt bis heute wie eine dunkle Wolke über beiden Vereinen. Die Stimmung schaukelte sich hoch und gipfelte in einer großen Schlägerei der Spieler auf dem Rasen. Beide Teams wurden disqualifiziert und gründeten sich neu. Sechs Spieler wurden lebenslang gesperrt. Heute dominieren andere Vereine den bulgarischen Fußball. Auch das Zuschauerinteresse am Derby hat zuletzt nachgelassen.
Quelle: Die falsche 9
Autor: Moritz