Die Verteilung der TV-Gelder und deren Säulen sorgen in Fußball-Deutschland wieder für große Diskussionen. Während der FC Schalke 04 sich zuletzt für eine Reform bei der Verteilung aussprach, schossen Vereine, die von der derzeitigen Regelung stark profitierten, zurück. Doch wie werden die TV-Gelder für die aktuelle Saison verteilt?
Zweitligisten kassieren zusammen weniger als die Top 3
Saison für Saison werden die Medienerlöse, die die übertragenden TV-Sender für die Bundesliga und 2. Bundesliga zahlen, an die Vereine der Bundesliga und 2. Bundesliga ausgezahlt – nahezu unabhängig von Einschaltquoten der jeweiligen Vereine. Dies sorgt zunehmend für Kritik aus dem Unterhaus, wo sich viele Garanten für hohe Einschaltquoten tummeln. Auch der Zuschauerschnitt der 2. Bundesliga nähert sich dem Zuschauerschnitt der Bundesliga immer näher an.Zudem stehen fünf Zweitligisten in der deutschlandweiten Zuschauertabelle in den Top 10. Während die Hälfte der Nationen Medienerlöse zu gleichem Anteil an die Klubs der Bundesliga und der 2. Bundesliga verteilt wird, ist danach das sportliche Abschneiden das größte Kriterium für die Verteilung der TV-Gelder. Die Nachwuchsarbeit und das Interesse an den Vereinen machen nur sieben Prozent bei der TV-Gelder-Verteilung aus. Noch weiter geht die Schere durch den internationalen Verteilerschlüssel auseinander. Dies hat zur Folge, dass alle Zweitligisten zusammen weniger TV-Gelder kassieren als Bayern München, Borussia Dortmund und Bayer Leverkusen zusammen.
Säule 1: Gleichverteilung
Die Hälfte der Medienerlöse wird unabhängig vom sportlichen Abschneiden an die Klubs in der Bundesliga und in der 2. Bundesliga verteilt. Dabei wird innerhalb der jeweiligen Liga gleichverteilt. In der 2. Bundesliga wird den Klubs allerdings deutlich weniger Geld ausgezahlt als den Erstligisten. Dies liegt daran, dass die Rechtepakte der 2. Bundesliga deutlich weniger Erlöse bringen. In der Bundesliga beläuft sich die Gesamtsumme in der laufenden Saison auf 460 Millionen, die an die 18 Bundesligisten verteilt werden. In der 2. Bundesliga beträgt die Gesamtsumme rund 128 Millionen.
Säule 2: Leistung
Die Leistung wird anhand von zwei Fünf-Jahres-Wertungen und einer Zehn-Jahres-Wertung beurteilt und macht insgesamt 43 Prozent der TV-Gelder aus. Den größten Anteil hat die gewichtetet Fünf-Jahres-Wertung. Hierbei zählt die Platzierung der abgelaufenen Saison fünffach zur ersten Saison der Wertung. Wie bei der ersten Säule ist die Gesamtsumme bei den Bundesligisten deutlich größer als bei den Zweitligisten. 81 Prozent der Gelder, die durch die gewichtete Fünf-Jahres-Wertung vergeben werden, werden an die Bundesligisten ausgezahlt. Die Restsumme (19 Prozent) geht an das Unterhaus.
Des Weiteren gibt es die durchgängige Fünf-Jahres-Wertung. Bei dieser werden, im Gegensatz zur ersten Fünf-Jahres-Wertung, die Spielzeiten nicht gewichtet. Dieses gilt auch für die Zehn-Jahres-Wertung, bei denen ebenfalls alle Spielzeiten gleich gewichtet werden. Die 10-Jahres-Wertung macht allerdings nur einen Bruchteil der Säule aus.
Säule 3: Nachwuchs
Bei der Bewertung des Nachwuchses sind die Einsatzzeiten von Local-Playern entscheidend. Seit der vergangenen Saison werden hierdurch vier Prozent der TV-Gelder ausgeschüttet. Zwei Drittel der Erlöse werden proportional zur den pro Club ermittelten Einsatzminuten von U23-Local-Playern in der aktuellen Saison ausgeschüttet. Beim restlichen Drittel wird der gesamte Ausbildungszeitraum hinzugezogen. Dieser beginnt mit dem 12. Lebensjahr.
Säule 4: Interesse
In der vierten und kleinsten Säule wird das Interesse bewertet. Insgesamt drei Prozent der TV-Gelder werden hierdurch verteilt. Ausschlaggebend ist die Allensbacher Markt- und Werbeträger-Analyse. Anhand einer repräsentativen Stichprobe von rund 23.000 deutschsprachigen Menschen ab 14 Jahren wird das Interesse an den Vereinen festgestellt. Damit werden beispielsweise TV-Quoten und Zuschauerschnitt nicht abgedeckt, womit man wieder am Kritikpunkt einiger Vereine der 2. Bundesliga angekommen ist.
Internationaler Verteilerschlüssel
Neben dem nationalen Verteilerschlüssel gibt es noch den internationalen Verteilerschlüsser. Über diesen werden 35 Prozent zu gleichen Teilen an die Bundesligisten vergeben. Die größte Säule bildet die Säule „Leistung“. Insgesamt 65 Prozent werden über das internationale Abschneiden der Bundesligisten in den letzten zehn Jahren vergeben. Die 2. Bundesliga erhält nur drei Prozent der internationalen Erlöse.
Verteilung der TV-Gelder ab der kommenden Saison noch offen
Noch offen ist, wie die TV-Gelder ab der kommenden Saison verteilt werden. Für die kommende Rechteperiode konnte die DFL die Medienerlöse nochmals steigern, womit noch mehr Geld bei den Klubs der Bundesliga und 2. Bundesliga landen wird.
Autor: Christian Link
Quelle: Die falsche 9