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Hamburger Stadtderby

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Zugegeben, diesem Derby fehlt es eindeutig an einem geeigneten Namen. Denn wie wir alle seit der letzten Saison wieder sehen können, hat es dieses Duell durchaus in sich. Auch wenn aktuell wohl Berlin die Nase in Sachen Fußballhauptstadt Deutschlands vorne hat, blickt Hamburg auf eine lange Fußballtradition zurück. An deren Spitze thronen zwei Vereine, die nicht unterschiedlicher sein könnten. Und genau das macht dieses Derby so spannend.

Der Dino außer Dienst

Viele Jahre schwebte die vermeintliche Unabsteigbarkeit wie ein Nimbus über dem Volksparkstadion in Bahrenfeld. Als es dann doch passierte, war die Ernüchterung riesig. Nach zahlreichen Personalwechseln und einer runderneuerten Mannschaft verliert der HSV nach und nach auch das Image des Chaos-Klubs. Formell gegründet wurde der Hamburger Sport-Verein 1919 als Zusammenschluss der drei Vereine SC Germania, Hamburger FC und dem FC Falke 06. Der HSV selbst benutzt als Datum die Gründung des SC Germania von 1887. Bereits in den 20er Jahren gelangen dem HSV die ersten Meisterschaften auf Bundesebene. Bis heute kamen vier weitere Meisterschaften und drei DFB-Pokal-Siege hinzu. Seit Mitte dieses Jahrtausends begann der Abwärtsstrudel mit zahlreichen internen Querelen.

Die Kiez-Kicker

Unweit von der Hamburger Reeperbahn hat der andere Profiverein aus Hamburg seine Heimat gefunden. „Der andere“ ist dabei eine treffende Beschreibung für das, was der FC St. Pauli ist. In die Nähe einer deutschen Meisterschaft sind die Kiez-Kicker noch nie gekommen. Und trotzdem gehört dieser Verein zu den bekanntesten dieses Landes – auch international. Gegründet wurde St. Pauli im Mai 1910. Seit 1963 spielte St. Pauli nur in acht Saisons erstklassig. Die meiste Zeit verbringt der Verein in der 2. Liga. Für Aufmerksamkeit sorgt der Verein immer wieder durch seine klaren politischen Statements für Offenheit und Toleranz. Der Totenkopf, der Teil des offiziellen Marketings ist, symbolisiert die Rolle des Underdogs, der trotz geringer finanzieller Mittel immer wieder achtbare sportliche Erfolge erzielt.

Das Duell der Systeme

Die Rivalität zwischen dem HSV und dem FC St. Pauli entwickelte sich nach dem 2. Weltkrieg, als St. Pauli der Aufstieg zu einem ernst zunehmenden Konkurrenten gelang. Da der HSV seit der Einführung der Bundesliga 1963 bis 2018 durchgängig in der Bundesliga spielte, kam es seitdem allerdings nicht oft zu einem Stadtderby. Die Rivalität dieser Teams geht folglich weniger aus dem Sportlichen als aus dem Strukturellen hervor. Zwischen beiden Vereinen gibt es grundsätzliche Meinungsverschiedenheiten. Der FC St. Pauli kämpft seit Jahren um den Erhalt von 50+1 und wehrt sich gegen den Einfluss von Investoren im deutschen Profifußball. Der HSV hingegen hat mit Klaus-Michael Kühne seit Jahren einen Mann im Rücken, der die ein oder andere Lücke in den Finanzen wieder ausgleicht. Durch das seltene Aufeinandertreffen lässt sich allerdings nicht von einer Hass-Rivalität sprechen. Schließlich hat das Derby ja noch nicht mal einen eigenen Namen bekommen.

 

 

Quelle: Die falsche 9
Autor: Moritz

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