1963 wurde die eingleisige 1. Bundesliga eingeführt. Seitdem ermitteln die besten Vereine des Bundesgebietes in einer gemeinsamen Liga ihren Meister. Doch wie würde Fußballdeutschland aussehen, wenn es die eingleisige Bundesliga nicht gäbe?
Während der Zeit des Nationalsozialismus war der deutsche Fußball in sogenannten Gauligen organisiert. Nach dem 2. Weltkrieg wurden diese durch Oberligen ersetzt. Bis zur Saison 1962/63 gab es im heutigen Bundesgebiet sechs Stück. Die jeweiligen Meister und ggf. Zweitplatzierten spielten im Anschluss die deutsche Meisterschaft aus.
Wie die Oberligen heutzutage besetzt sein könnten, wenn die eingleisige Bundesliga nicht eingeführt worden wäre, haben wir in diesem Artikel zusammengestellt. Die Einteilungen beruhen auf der Ligenstruktur der Saison 1962/63. Daher wurden die Westberliner Vereine trotz Wiedervereinigung nicht zu einer gemeinsamen Liga mit der ehemaligen DDR zusammengefasst.
Oberliga Süd
Als erstes gründete sich 1945 die Oberliga Süd in der amerikanischen Besatzungszone. Zunächst spielten daher Vereine aus den Bundesländern Bayern und Hessen sowie Vereine aus Württemberg-Baden. Erst 1950 schlossen sich auch Südbaden und Württemberg-Hohenzollern der Liga an. Bis heute bilden diese Bundesländer den Süddeutschen Fußball-Verband. Mit sechs Titeln ist der 1. FC Nürnberg Rekordmeister der Oberliga Süd.
In der Saison 1962/63 spielten 16 Vereine in der Oberliga Süd. Analog dazu haben wir die derzeit 16 tabellarisch besten Teams aus Baden-Württemberg, Bayern und Hessen zusammengestellt. Sie besteht aus sechs Bundesligisten, acht Zweitligisten und drei Drittligisten. Haushoher Favorit der Liga wäre sicherlich der FC Bayern München. Ansonsten ist die Zusammensetzung der Liga aber sehr ausgeglichen.
Oberliga Südwest
1946 entstand in der französischen Besatzungszone die Oberliga Südwest. Zunächst spielten die Vereine aus Rheinland-Pfalz und dem Saarland in der Nordgruppe, Vereine aus Südbaden und Württemberg-Hohenzollern in der Südgruppe. Saarländische Vereine spielten zwischenzeitlich in Frankreich, kehrten 1951 jedoch wieder zurück. Kurz zuvor schlossen sich Südbaden und Württemberg-Hohenzollern der Oberliga Süd an. Fortan bildeten also nur noch Rheinland-Pfalz und das Saarland die Oberliga Südwest.
Das Gebiet der Oberliga Südwest ist heutzutage nicht unbedingt bekannt für Spitzenklubs. Mit dem FSV Mainz 05 spielt nur ein Verein aus dem Südwesten derzeit in der Bundesliga. Mit den Drittligisten 1. FC Kaiserslautern und 1. FC Saarbrücken nur zwei weitere im Profifußball. Aufgefüllt wird die Liga von fünf Regional- und acht heutigen Oberligisten. Das Niveau dieser Liga wäre demnach eher überschaubar.
Berliner Stadtliga
Ebenfalls 1946 wurde die eingleisige Berliner Stadtliga im Rang einer Oberliga gegründet. In den ersten beiden Jahren wurde die SG Oberschöneweide, heute Union Berlin, Berliner Stadtmeister. Aufgrund der politischen Spannungen zwischen Ost und West und unterschiedlichen Auffassungen zum Vertragsspielerstatus verließen die Vereine aus Ost-Berlin 1950 die Liga und schlossen sich der DDR-Oberliga an. 1950 wurde die Liga in Vertragsliga Berlin umbenannt. Tennis Borussia Berlin konnte sich vier Mal zum Berliner Stadtmeister krönen.
Heute spielt mit Hertha BSC nur ein West-Berliner Verein im Profifußball. Viktoria Berlin steht aufgrund des Saisonabbruchs der Regionalliga Nordost kurz vor dem Sprung in die 3. Liga. Die restlichen zehn Teams setzen sich aus zwei weiteren Regionalligisten und sechs Oberligisten. Vier der zwölf Teams spielten bereits in der 1. Bundesliga. Klarer Favorit in dieser Liga wäre Hertha BSC.
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Oberliga Nord
1947 gründete sich in der britischen Besatzungszone auch die Oberliga Nord. Sie bestand aus Vereinen aus den Landesverbänden Niedersachsen, Bremen, Hamburg und Schleswig-Holstein. In 15 der 16 Jahre wurde der Hamburger SV Meister dieser Liga. Einzig in der Saison 1953/54 – der HSV wurde nur 11. – konnte Hannover 96 vor den Rothosen landen.
Derzeit spielen zehn Vereine aus dem Nord-Gebiet im deutschen Profifußball. Sie bilden die Basis unserer Oberliga Nord. Dazu stoßen die jeweils drei besten Vereine (nach Tabellenplatz) aus den beiden Regionalliga-Staffeln.
Oberliga West
Ebenfalls 1947 wurde in Nordrhein-Westfalen die Oberliga West eingeführt. Zunächst bestand die Liga aus 13, später dann aus 16 Teams. Mit 6 Meisterschaften ist Borussia Dortmund Rekordsieger der Oberliga West (1947-1963).
Nordrhein-Westfalen als dicht besiedeltes Bundesland ist Heimat zahlreicher deutscher Spitzenklubs. Sechs Bundesligisten, drei Zweitligisten, vier Drittligisten und die drei derzeit besten Regionalligisten bilden unsere Oberliga West. Einen klaren Favoriten würde es beim Blick auf die derzeitige Tabelle nicht geben. Dafür umso mehr Tradition und Lokalderbys.
Oberliga Ost / DDR-Oberliga
1949 wurde in der DDR die eingleisige DDR-Oberliga gegründet. Zunächst ohne Teams aus Berlin, wurden 1950 Vereine aus Ost-Berlin in die Ligenstruktur der DDR eingegliedert. Die DDR bestand aus den heutigen Bundesländern Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern (und Ost-Berlin). Rekordmeister dieser Liga ist der BFC Dynamo mit 10 Titeln.
Zwei der 14 Vereine aus unserer heutigen Oberliga Ost / DDR-Oberliga spielten auch damals in der DDR-Oberliga. Einzig RB Leipzig, auf dem Papier das stärkste Team dieser Liga, und die VSG Altglienicke nicht. Die Liga besteht vor allem aus derzeitigen Dritt- und Regionalligisten. Das würde vor allem ab Platz 3 für reichlich Spannung sorgen.
Am hochklassigsten besetzt wäre die Oberliga Süd. Sie ist die einzige der von uns vorgestellten, die nur aus Vereinen aus den heutigen drei Profiligen besteht. Mit Türkgücü München, Wehen Wiesbaden, Waldhof Mannheim und der SpVgg Unterhaching schafften es sogar vier weitere Drittligisten aus diesem Gebiet nicht in unsere Oberliga Süd. Bei allem Reiz, den die Oberligen aufgrund ihrer Regionalität bieten würden, lebt die eingleisige Bundesliga von den direkten Duellen zwischen den besten Mannschaften aus ganz Deutschland. Auch die Qualität der höchsten Spielklasse würde unter den regionalen Ligen leiden.
Quelle: Die falsche 9
Autor: Moritz