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Saisonvorschau TSG 1899 Hoffenheim: Die Post-Nagelsmann-Ära

Er war zur rechten Zeit am rechten Ort und wusste zu überzeugen. Er hauchte einem eingeschlafenen Emporkömmling wieder Leben ein und führte den Verein bis in die Champions League. Jetzt ist er weg. Und der europäische Wettbewerb auch. Julian Nagelsmann trainiert seit diesem Sommer den RB Leipzig. In Hoffenheim wird man ihm wohl noch länger hinterhertrauern. Auch wenn die letzte Saison gezeigt hat, dass auch er nicht zaubern kann. Mit Achim Schreuder tritt ein in Deutschland weitestgehend unbeschriebenes Blatt den Posten als neuer Cheftrainer an. Kann er die großen Fußstapfen füllen und selbst eine neue, erfolgreiche Ära prägen?

Die letzte Saison

Als Julian Nagelsmann vor der letzten Saison verkündete, dass er den Verein im Sommer 2019 verlassen wird, hielten nicht wenige das für ein böses Omen. Wird Hoffenheim zu einer Art „lame duck“? Hat der Trainer überhaupt noch die nötige Motivation für eine komplette Saison? Im Nachhinein fühlen sich manche Kritiker vielleicht bestätigt. Im letzten Saisonspiel verspielten die Kraichgauer eine 2:0-Führung in Mainz und damit auch die Teilnahme an der Europa League. Das Entsetzen und die Fassungslosigkeit waren groß. Dabei war es eigentlich nur die Konsequenz einer, gemessen an der gestiegenen Erwartungshaltung, durchwachsenen Saison. Weder in der Champions League noch in der Bundesliga konnte die Mannschaft an die Leistung der Vorsaison anknüpfen.

Eine Achse bricht weg

An der offensiven Ausrichtung wird sich auch unter Alfred Schreuder nichts ändern. Als ehemaliger Assistent von Nagelsmann kennt er den Verein und die Mannschaft schon gut. Alles fortführen wie gehabt wie Schreuder trotzdem nicht können. Dafür ist im Sommer personell zu viel passiert. Mit Kerem Demirbay, Nico Schulz, Nadiem Amiri und Joelinton bricht den Kraichgauern eine wichtige Achse weg. Besonders Schulz, der in Hoffenheim zum Nationalspieler gereift ist, werden sie schmerzlich vermissen. Die Lücke sollen Neuzugang Konstantinos Stafylidis und Rückkehrer Steven Zuber füllen.

So manches Mal erinnerte das Spiel der Hoffenheimer eher an Harakiri als an ein klares Konzept. Zwar stellte die TSG die drittbeste Offensive der Liga, kassierte aber gleichzeitig auch die meisten Gegentore in der oberen Tabellenhälfte. Hier muss der neue Coach ein besser balanciertes Konzept entwickeln. In der Breite ist der Kader in der Defensive stark besetzt. Schreuder hat die Qual der Wahl aus sechs Innenverteidigern für zwei bzw. drei Positionen, je nach System. Kevin Vogt und Benjamin Hübner scheinen dabei gesetzt zu sein. Die restlichen vier Bewerber kämpfen um den verbleibenden Platz.

Was sagen die Wettanbieter?

Für die Buchmacher gehört die TSG Hoffenheim auch in der nächsten Saison zu den heißesten Anwärtern auf einen der ersten sechs Plätze. Im Falle der Qualifikation für einen der europäischen Wettbewerbe wird der Einsatz verdoppelt. Gelingt Achim Schreuder das, wovon man im Kraichgau nach dem Bundesliga-Aufstieg damals träumte, wird der Einsatz verhundertfacht. 1000€ winken für 10€ Einsatz, wenn die Meisterschale nach Hoffenheim wandert. Im Falle des Super-GAUs Abstieg gibt es 250 € für 10€ Einsatz.

Bewährtes Personal in der Offensive

Bis auf den Abgang von Joelinton bleibt die vorderste Reihe von einem größeren Umbruch verschont. Zu den treffsichersten Stürmern Andrej Kramaric und Ishak Belfodil gesellt sich ein Mix aus Neuzugängen und Rückkehrern. Mit Ilhas Bebou kommt ein pfeilschneller Rechtsaußen aus Hannover. In der vergangenen Zweitligasaison hat auch Sargis Adamyan auf sich aufmerksam gemacht. Er erhält in Hoffenheim die Chance, sich in der Bundesliga zu beweisen. Vincenzo Grifo war in der Rückrunde an den SC Freiburg verliehen. Dort wusste er erneut zu überzeugen und empfahl sich so für eine neue Chance in Hoffenheim. Findet er unter dem neuen Trainer seinen Platz im System, kann er mit seinem feinen Fuß vor allem bei Standards zu einer Waffe werden. Mit Robert Skov kommt zudem ein dänisches Talent zur TSG, das bei der U-21 EM in diesem Sommer auf sich aufmerksam machte.

ZugängeAbgänge
Robert Skov (FC Kopenhagen)Joelinton (Newcastle United)
Ihlas Bebou (Hannover 96)Kerem Demirbay (Bayer 04 Leverkusen)
Sargis Adamyan (Jahn Regensburg)Nico Schulz (Borussia Dortmund)
Sebastian Rudy (FC Schalke 04)Nadiem Amiri (Bayer 04 Leverkusen)
Konstantinos Stafylidis (FC Augsburg)Antonio Colak (HNK Rijeka)
Philipp Pentke (Jahn Regensburg)Robin Hack (1. FC Nürnberg)
Vincenzo Grifo (SC Freiburg, Leihende)David Otto (1. FC Heidenheim, Leihe)
Steven Zuber (VfB Stuttgart, Leihende)Felipe Pires (Fortaleza, Leihe)
Robert Zulj (Union Berlin, Leihende)Kasim Adams (Fortuna Düsseldorf, Leihe)
Havard Nordtveit (FC Fulham, Leihende)Justin Hoogma (FC Utrecht, Leihe)
Philipp Ochs (Aalborg BK, Leihende)Gregor Kobel (VfB Stuttgart, Leihe)
Kevin Akpoguma (Hannover 96, Leihende)Reiss Nelson (FC Arsenal, Leihende)

Player To Watch

Es war eine kleine Bilderbuchgeschichte, als Dennis Geiger 2017 sein Debüt für die TSG Hoffenheim gab. Sein alter Jugendtrainer Nagelsmann zog seinen Musterschüler in die Profimannschaft und schenkte ihm das Vertrauen auf der großen Bühne Bundesliga. Eine Oberschenkelverletzung und eine Leistenoperation legten den Youngster die vergangene Saison fast komplett auf Eis. Nach den Abgängen von Kerim Demirbay und Nadiem Amiri hat der wiedergenesene Geiger realistische Chancen auf einen Stammplatz im zentralen Mittelfeld. Findet der 21-jährige zur Form von vor seiner Verletzungsmisere zurück, ist er eine echte Verstärkung für die Hoffenheimer Mannschaft.

Ausblick

Die letzte Saison sollte das Umfeld im Kraichgau wieder etwas geerdet und die Erwartungshaltung zurückgeschraubt haben. Mit dem Abgang von Julian Nagelsmann ist die bislang erfolgreichste Ära erstmal zu Ende. Jetzt liegt es an Alfred Schreuder, eine neue Ära zu prägen. Ohne die Zusatzbelastung Champions League sollte genug Zeit sein, seine Spielidee mit der Mannschaft einzustudieren. Im Kader steckt auf jeden Fall das Potential für eine Platzierung unter den ersten sechs. Für die Qualifikation zur Champions League muss schon sehr viel richtig laufen.

Quelle: Die falsche 9
Autor: Moritz

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